Mit­glie­der­ver­samm­lung

Im Hos­piz­ver­ein sit­zen keine trau­ri­gen Jam­mer­lap­pen. Bei allem gebo­te­nen Ernst sind die Mit­glie­der von gelas­se­ner Hei­ter­keit. Das wurde wie­der deut­lich auf ihrer jähr­li­chen Ver­samm­lung, bei der es neben dem übli­chen Kas­sen­sturz und dem Rechen­schafts­be­richt auch um die Neu­wahl des 2. Vor­sit­zen­den und um ein Posi­ti­ons­pa­pier zum assis­tier­ten Sui­zid ging. Alles wurde sou­ve­rän und ein­stim­mig erle­digt. Damit ist nun klar, dass der Lands­hu­ter Hos­piz­ver­ein Men­schen mit Ster­be­wunsch wei­ter beglei­tet, aber sie dabei nicht aktiv unter­stützt.
Doch zunächst war es am zwei­ten. Bür­ger­meis­ter Tho­mas Has­lin­ger, die Dan­kes­grüße der Stadt Lands­hut zu über­brin­gen, die selbst för­dern­des Mit­glied des Hos­piz­ver­eins ist. „Ihre Arbeit“, lobte Has­lin­ger, „ist kaum hoch genug zu schät­zen“.
Danach ging es um Ziele und Zah­len. Der von Schatz­meis­ter Hans Buck vor­ge­stellte Haus­halts­ent­wurf für das lau­fende Jahr geht von 631 500 Euro aus. Damit hat sich der Etat bin­nen 5 Jah­ren fast ver­dop­pelt. Was auch an dem enor­men Zulauf liegt, denn mitt­ler­weile hat der Hos­piz­ver­ein 680 Mit­glie­der und ist Arbeit­ge­ber für sechs haupt­amt­li­che Koor­di­na­to­ren. „Wir müs­sen dabei auf­pas­sen, denn wir sind ein gemein­nüt­zi­ger Ver­ein und kein Wirt­schafts­un­ter­neh­men“ warnte der 1. Vor­sit­zende Kuni­bert Her­zing.
Ins­ge­samt 4 534 Stun­den haben die 111 ehren­amt­li­chen Hel­fer in ihrer Frei­zeit geleis­tet. An fast jedem Werk­tag gab es im ver­gan­ge­nen Jahr eine Ver­an­stal­tung, manch­mal auch zwei. Das meiste Enga­ge­ment kommt von den über 60jährigen, haupt­säch­lich Frauen, aber auch einige 20jährige sind dabei.
Neben Hos­piz- und Trau­er­be­glei­tung liegt der Schwer­punkt in der Bil­dungs­ar­beit: Kurse für Hos­piz- und Trau­er­be­glei­ter und Pal­lia­tiv­pflege. Auch die Kul­tur kommt nicht zu kurz: Zum Tag der Pflege gibt es im Klei­nen Thea­ter eine Son­der­vor­stel­lung von „Gott“, dem Stück von Fer­di­nand von Schi­rach, in dem es ums Recht auf selbst­be­stimm­tes Ster­ben geht. Auch das Lands­hu­ter Hos­piz­ge­spräch wird sich im Herbst mit die­sem Thema befas­sen, des­sen Aktua­li­tät die Folge eines Urteils des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts ist, das pro­fes­sio­nelle Hilfe beim Sui­zid frei­gibt. Zum Thema „Wie frei ist meine Ent­schei­dung“ spricht die Phi­lo­so­phin Dr. Celina von Bezold. Und im G‘schichtsboden in Vaters­dorf ist für Herbst nächs­ten Jah­res eine Son­der­aus­stel­lung geplant — Titel „a scheene Leich“, Trau­er­ri­tuale ges­tern, heute und mor­gen. Eine Idee des schei­den­den 2. Vor­sit­zen­den Richard Bechin­ger, 79, der auf­hö­ren will „solange die Tätig­keit noch Freude macht“. Als seine vor­nehmste Pflicht betrach­tete er es, für eine wür­dige Nach­folge zu sor­gen „und die habe ich in Lisa Hin­rai­ner gefun­den“. Die 62jährige Sozi­al­päd­ago­gin im Ruhe­stand wurde dar­auf­hin in gehei­mer Abstim­mung ohne Gegen­stimme gewählt. Was ihr eine herz­li­che Umar­mung ihres Vor­gän­gers Richard Bechin­ger einbrachte.