Ehren­amt braucht Weiterbildung

Kuni­bert Her­zing, Vor­sit­zen­der im Hos­piz­ver­ein Lands­hut, freute sich über die große Zahl Ehren­amt­li­cher, die er zum dies­jäh­ri­gen Fort­bil­dungs­tag begrü­ßen durfte. „Das hohe Anse­hen unse­rer Arbeit lebt nicht nur von eurem gro­ßen Enga­ge­ment, son­dern auch von qua­li­fi­zier­ter Aus- und lau­fen­der Fort­bil­dung“, so Her­zing bei sei­ner Begrü­ßung. Es nah­men rund fünf­zig ehren­amt­li­che Hos­piz­be­glei­te­rIn­nen in drei unter­schied­li­chen Work­shops teil.

Tanja Jandl, Pra­xis­be­glei­te­rin für Basale Sti­mu­la­tion in der Pflege, führte durch den Kurs „Mit allen Sin­nen – durch Basale Sti­mu­la­tion neue Zugänge fin­den“ an. Basale Sti­mu­la­tion ist ein Kon­zept aus der Päd­ago­gik und Pflege, wel­ches das Aus­lö­sen ein­zel­ner Reize bezeich­net. Basale Sti­mu­la­tion för­dert schwer beein­träch­tigte Men­schen in ihren Wahrnehmungs‑, Kom­mu­ni­ka­ti­ons- und Bewegungs­fähigkeiten. Die Hos­piz­be­glei­te­rIn­nen befass­ten sich damit, wie sie sich sehr schwer beein­träch­tig­ten Men­schen in ihrer letz­ten Lebens­phase annä­hern kön­nen. Anhand von prak­ti­schen Übun­gen lern­ten sie, sich sowohl den Men­schen mit ein­ge­schränk­ter Wahr­neh­mung zu nähern als auch sich selbst ein­zu­füh­len in solch eine Beein­träch­ti­gung. Die soge­nannte Initi­al­be­rüh­rung machte bei­spiels­weise deut­lich, wie wert­voll es für betrof­fene Men­schen ist, eine ein­deu­tige Kon­takt­auf­nahme zu erle­ben. Die Initi­al­be­rüh­rung wird immer zu Beginn und zum Been­den eines Gesche­hens ein­ge­setzt. Diese kann eine Berüh­rung auf der Schul­ter oder eine andere zen­trale Kör­per­stelle sein.

Jule Pfeif­fer-Spie­ker­mann, Trau­er­be­glei­te­rin und Kunst­the­ra­peu­tin, machte sich mit den Teil­neh­me­rIn­nen gemein­sam auf eine Reise, bei der es um „Krea­ti­vi­tät in der Hos­piz- und Trau­er­be­glei­tung“ geht. Mit Far­ben und wei­te­ren Mate­ria­lien erstellte jede/r sein bzw. ihr eige­nes Trau­er­ge­flecht und setzte sich somit mit eige­nen Erfah­run­gen aus­ein­an­der. Die Teil­neh­men­den merk­ten schnell, wie schwer es für Trau­ernde sein kann, sich auf Trau­er­ar­beit ein­zu­las­sen und dann über krea­ti­ves Arbei­ten neue Gedan­ken und Ideen zur Bewäl­ti­gung zuzu­las­sen. In einer Col­lage erar­bei­tete die Gruppe basie­rend auf der Vor­ar­beit die unter­schied­li­chen Gefühle, die Trau­ern­den begeg­nen kön­nen. So hat sich am Schluss der Kreis geschlos­sen und aus einem „Ver­kopft-Sein“ ent­stand ein wert­vol­les „Bauch­ge­fühl“ für Trauernde.

Mar­tin Als­hei­mer, Dipl.-Trauerberater (AMB) refe­rierte in einem drit­ten Work­shop über „Die beson­dere Chance für die Bio­gra­phie­ar­beit“ in der Hos­piz­be­glei­tung. Die Gruppe erkannte bereits bei der Aus­ein­an­der­set­zung mit ihrem Vor­na­men, wie viel Bio­gra­phi­sches die­ser Name preis­gibt und wel­che Zugangs­mög­lich­kei­ten allein der Name in der Beglei­tung von schwerst­kran­ken und ster­ben­den Men­schen bie­tet. Die Teil­neh­me­rIn­nen setz­ten sich mit der eige­nen Lebens­ge­schichte aus­ein­an­der. Jeder Mensch trägt einen Ruck­sack, gefüllt an Erfah­run­gen. Die­sen gilt es durch gute Kom­mu­ni­ka­tion ken­nen­zu­ler­nen. So gibt es eine Reihe von Fra­ge­tech­ni­ken, die geübt wer­den konnten.

Alles in allem war der Tag eine gelun­gene Ver­an­stal­tung. So war nicht nur der Ein­druck der Orga­ni­sa­to­rin­nen des Hos­piz­ver­eins, Renate Cle­mens und Chris­tian Buch­ner. Dies wurde auch von vie­len Rück­mel­dun­gen der Hos­piz­be­glei­te­rIn­nen bestä­tigt. Die Hos­piz­be­glei­te­rIn­nen des Hos­piz­ver­eins Lands­hut haben nun ihren hos­piz­li­chen Werk­zeug­kas­ten mit neuen Impul­sen und Ideen für den Umgang mit Ster­ben­den und deren Ange­hö­ri­gen auf­fül­len können.